Der Organspende Skandal 2012 kam für die Politik und die Medizin zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Gerade erst sind neue Regelungen in Kraft getreten, dass die Krankenkassen alle Versicherten aktiv und mit Nachdruck zur Spende von Organen auffordern und in Zukunft sollen die Einwohnermeldeämter auch den Druck auf die Bevölkerung zur Organspende erhöhen.
In dieser religiös und moralisch doch recht schwierig zu beurteilenden Frage ist also jede Menge Bürokratie eingezogen und die klassischen Mechanismen einer Bürokratie setzen sich nachhaltig in Bewegung.
Die Organspende bleibt undurchsichtig
Trotz der ganzen Diskussion um fehlende Spenderorgane und lange Wartezeiten hat die Politik es allerdings nicht geschafft, Transparent in die Verteilung lebenswichtiger Spenderorgane zu bekommen. Die internationale Stiftung Eurotransplant regelt die Verteilung in sieben europäischen Ländern nach den ihr eigenen, selbst gegebenen Regeln und unterliegt keiner demokratischen Kontrolle. So sind weder die Wartelistenkriterien nach außen hin transparent, noch bei den Ärzten unumstritten. Die Süddeutsche Zeitung meldete in einem viel beachteten Artikel Anfang September 2012 mit konkreten Zahlen und Beispielen belegt, dass Privatpatienten wohl bei der Organspende bevorzugt würden. Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit eines Privatpatienten wesentlich höher, ein Organ zu bekommen. Ob dies an einer besseren medizinischen Versorgung oder einfach mehr Druck durch detailliert ausgearbeitete Patientenberichte oder Wartelistenanforderungen liegt, weiß niemand.
Trotz der rigide zunehmenden Öffentlichkeitsarbeit ist einer Statistik der Deutschen Stiftung Organspende zufolge die Zahl der Spender im Jahr 2012 von 1.200 auf 1.046 zurückgegangen, was einem Minus von beinahe 13 % entspricht.
Aktueller Stand der Politik: Schockstarre
Die Deutsche Stiftung Organspende versucht zwar zu beschwichtigen, dass es keinen Organspende Skandal gäbe. Sondern lediglich bei der Transplantation Fehler gemacht wurden. Das derzeitige System der Transplantationszentren insbesondere auch im Hinblick auf die Privatisierung der Krankenhäuser und des wirtschaftlichen Zwangs auf die Handelnden allerdings verbesserungsbedürftig. Dies ist den handelnden Politikern und Ärzten klar. Erste Vorschläge gehen hin in Richtung einer Zentralisierung der Transplantationszentren, so dass diese eher gemeinsam die Aufgaben wahrnehmen und nicht mehr so hart miteinander wirtschaftlich konkurrieren müssen. Vom Bundesgesundheitsminister Bahr ist allerdings in den letzten Wochen wenig bis gar nichts zu hören. Aus einer sehr vagen Formulierung im Hinblick auf einen „Reformbedarf„.
Auch bei der Organspende wird leider die derzeitige Untätigkeit der Politik deutlich. Zwar werden die Menschen mehr und mehr offensiv zur Organspende gedrängt, wie auch Frank-Walter Steinmeier von der SPD lt. eines Focus Berichts zugibt: „Wir wollen […] Menschen tatsächlich […] auf die Pelle rücken, indem wir fragen und nachfragen“. Von einer ähnlich aufklärenden Kampagne im Hinblick auf die Zuteilungskriterien für die Organe oder auch die leider notwendige aber unumgängliche Positionierung der Patienten beim Warten auf die Organe ist nirgends die Rede.
Die Transparenz bleibt also mangelhaft und bei der Politik ist leider eine Schockstarre eingetreten. Denn mit einer staatsanwaltschaftlichen Aufarbeitung der bisher aufgetreten Fälle der Manipulationen auf der Warteliste durch einzelne Ärzte wird es nicht getan sein.
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