Eine der ältesten Meditationstechniken aus Indien ist Vipassana. Hiebei geht es darum eine Wechselbeziehung zwischen Geist und Körper herzustellen und die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind.
Die dritte Hauptströmung des Theravada-Buddhismus
Wer sich mit der Zusammensetzung des Wortes Vipassana beschäftigt, der erkennt den Präfix „vi=“ und die Verbalwurzel „-pas“. Das „vi=“ kann übersetzt werden als eine Wegbewegung von etwas, quasi als „auseinander“. Das „-pas“ steht dagegen für „Klarheit“ oder „Einsicht“. Vipassana könnte erklärt werden, als eine Art direkten „Tiefblick“, der ungetrübt von allen Einflüssen ist.
Neben dem Zen und den tibetanischen Buddhismus ist Vipassana die dritte der westlichen „Hauptströmungen des Theravada-Buddhismus. Sie ist die einflussreichste dieser Formen und stammt vor allem aus Burma und Thailand aber auch aus anderen Ländern. Gelehrt wird Vipassana von Frauen und Männern, entweder nach traditionellen Methoden oder aber durch die Verknüpfung von Ansätzen anderer buddhistischer Praktiken.
Umfassende Heilung ist das Ziel
Gotama, der Budda, war es, der vor mehr als 2500 Jahren in Indien Vipassana wiederentdeckte. Er lehrte sie fortan als ein Allheilmittel gegen sämtliches Leid. Bei dieser Meditation geht es darum, alles so zu sehen, wie es auch wirklich ist. Es geht weder um eine Weltanschauung noch um eine Religion. Eher ist es eine Technik, die jedermann anwenden kann, um sich von geistigen Unreinheiten zu befreien. So werden nicht nur Krankheiten, sondern umfassend das menschliche Leid geheilt, welches durch Nichtsehen oder Verblendung verursacht wurde. Durch Selbstbeobachtung kommt es zu einer Selbstveränderung, bei der die Wechselbeziehung von Körper und Geist den Schwerpunkt bildet. Die Vipassana Meditation lehrt, auf körperliche Empfindungen direkt zu achten. So wird der Meditierende schnell erkennen, welche Wechselwirkung zwischen den Empfindungen und den körperlichen Leben besteht und wie dies sich auf den Geist auswirkt. Es ist eine Selbsterforschung durch eigene Beobachtung, eine Reise zum Ursprung von Körper und Geist als Einheit.
Es werden die Naturgesetze aufgezeigt, die:
- unser Denken
- unser Fühlen
- unsere Urteile
- unsere Empfindungen
steuern. Die direkte Erfahrung zeigt auf, wie Fortschritte gemacht werden oder aber auch, wie es zu Rückschritten kommen kann, wie Leiden entsteht und wie man sich davon lösen kann. Wer die Vipassana Meditation beherrscht, der kann sein eigenes Leben durch gesteigerte Achtsamkeit selbst bestimmten. Täuschungen und Illusionen werden schneller durchschaut, die Selbstkontrolle und damit auch der innere Frieden werden gesteigert.
Keine Abhängigkeit von kulturbedingten Formen
Vipassana Vertreter beschränken sich oftmals darauf, die wichtigsten Praxismethoden und die erklärenden Hintergrundlehren zu vermitteln. So zieht diese Meditation auch immer mehr in die Moderne ein. Genutzt wird sie beispielsweise für das komplementäre Behandlungsprogramm MBSR. Dieses erfand der amerikanische Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn. Es schult im Besonderen die Achtsamkeit und ist so hilfreich beim Stressabbau und unterstützt die Behandlung von Leiden, die auf psychosomatischen Ursachen beruhen. Das Programm wird bereits weltweit in Klinken eingesetzt. Es besteht aus einem meist 8-wöchigen Programm aus Atem-und Körperbetrachtung sowie Sitzmeditation und Körperübungen. Auch in Justizvollzugsanstalten wird die Vipassana Meditation angewandt ebenso gibt es zahlreiche Kurse dieser Art.
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